Ausstellungsdauer: Herbst 1998 – Winter 1998
Ausstellungskonzeption: Edith- und Eric Glansdorp
Publikation:
Nikolaus Groß
„Ich bin ein Zigeuner Gottes, viel umhergekommen in jungen Jahren,- aus meiner Heimat im Bohnental aufs Gymnasium nach St. Wendel, aufs Seminar nach Trier, zu einer Sanitätskompanie nach Saarbrücken, bis ich meine Studien abschloß und 1920 meine Weihe empfing. 18 Jahre hatte ich Kaplan- und Pfarrstellen in der Eifel, aber nun ist mir Losheim längst zur neuen und auch liebsten Heimat geworden…“
Der Losheimer Bürgermeister Jakob Buchheit würdigte mit einer Rede am Neujahrstag 1963 in feierlichem Rahmen die Leistungen von Pfarrer Nikolaus Groß anläßlich seines 25 jährigen Dienstjubiläums und überreichte ihm die Losheimer Ehrenbürgerschaft.
„Schlagen wir eine Brücke zurück zum 1.1.1938; zu jenem Tage, als wir unseren Herrn Pastor willkommen hießen. Niemand wußte damals, welche Pfeiler sie tragen, und welche Prüfungen Gott dem neuen Seelsorger abverlangen würde. Aber heute wissen wir es: Er lehrt uns seit 25 Jahren echte christliche Nächstenliebe, die jedem hilft und nicht einmal nach dem Bekenntnis fragt. Wir kennen seine offene, unerschrockene Art, wir wissen, wie er in Notzeiten größte Last trug, und welche Liebe er für seine Wahlheimat Losheim empfindet. Als Vorbild, als Erzieher und Freund unserer Jugend hat er sich auch in unseren Herzen ein Denkmal gesetzt. Und es gab nichts, was unser Vertrauen zu ihm auch nur einmal zum erzittern brachte …!“
N. Groß dankte der versammelten Gemeinde für die Ehrenbürgerschaft: „…Es beweist mir, daß ich im Umgang mit euren Seelen den richtigen Weg gegangen bin, und auch ihr wißt, wie ihr mit mir dran seid. Mir hat die Arbeit als Pastor stets Freude gemacht und Gott gab mir zudem die Gnade, daß ich keinen Tag in all den 25 Jahren meines Wirkens krank war. Nun ist das Band mit euch noch fester geworden. Ich bin da für alle, die „Andersgläubigen“ nicht ausgenommen …“ (SZ 3.1.1963)
In Anwesenheit vieler hundert Losheimer Bürger wurde am 30.4.1968 Pfarrer Nikolaus Groß in den Ruhestand verabschiedet. Der damalige Ministerpräsident Dr. Franz-Josef Röder überreichte ihm für seine Bemühungen zur Sicherung des Kulturgutes das Bundesverdienstkreuz mit folgenden Worten:
„Pfarrer Nikolaus Groß ist seit den dreißiger Jahren der prähistorischen Heimatforschung eng verbunden. Als die römische Villa „Weinheck“ bei Lebach im Jahr 1938 ausgegraben wurde, war Pfarrer Groß mit Interesse zur Stelle, verfolgte die Grabungsarbeiten und hielt die Befunde schriftlich fest. Als durch Kriegseinwirkung die Unterlagen des Konservatoramtes verbrannten, wurden seine Aufzeichnungen wichtige Dokumente.
Von dieser Zeit an verfolgte Pfarrer Groß im Raum von Losheim alles, was prähistorisch von Interesse sein konnte und teilte seine Beobachtungen dem Staatlichen Konservatoramt mit. Eine seiner Hauptarbeiten waren die Ausgrabungen im Zuge des Wiederaufbaus der kriegszerstörten Pfarrkirche von Losheim im Jahre 1948. Trotz des in der damaligen Zeit geringen Interesses an historischen Fragen erkannte Pfarrer Groß die Bedeutung des Kirchenhügels, auf dessen Durchforschung er ungeachtet von Zeitversäumnissen und anderen Beschwernissen bestand. Das Ergebnis dieser Forschungstätigkeit wurde durch Pfarrer Groß und durch Facharchäologen veröffentlicht. Es handelt sich um Waffenträger aus der Merowingerzeit, Baumsärge, römische Grabmonumente sowie Inschriften früherer Kirchen.
Seit dieser Zeit gehört Losheim zu den überörtlich wichtigen vor- und frühgeschichtlichen Plätzen. In späteren Jahren galt das besondere Interesse Pfarrer Groß‘ der näheren und weiteren Umgebung seines Heimatortes. Eingestellte Forschungsarbeiten in den prähistorischen Grabhügeln um Losheim wurden durch ihn wieder aufgenommen und in Gang gebracht.
Im Jahre 1963 gelang es ihm, zwei spätbronzezeitliche Grabhügel nachzuweisen. Die dem Landesmuseum übermittelten selbst ergrabenen Funde stellten die Wissenschaft vor die bis dahin kaum für Möglich gehaltene Tatsache, daß das Hunsrückvorland bereits in der frühen Urnenfelderzeit besiedelt war. In den folgenden Jahren stellte Pfarrer Groß fortlaufend dem Landesmuseum Funde und Fundberichte zur Verfügung. Er rettete Grabinventare eines zweiten Fiedhofes aus der Merowingerzeit, öffnete gemeinsam mit dem Landesmuseum in mehreren Grabungsabschnitten bedeutende frühkeltische Grabhügel in der Umgebung von Losheim. Daneben unterstützte er die Inventarisierung der archäologischen Stätten um Losheim. Heute kann dieser Raum dank der intensiven Arbeit von Pfarrer Groß als der am besten erforschte Teil des nördlichen Saarlandes gelten.
In Wort und Schrift weckte Pfarrer Groß auch das Interesse für die dort vorgefundenen römischen Denkmäler. Römische und fränkische Grabmäler sind in der Krypta von Losheim ausgestellt. Bei seiner vielseitigen und beanspruchenden Tätigkeit als Seelsorger einer bedeutenden Kirchengemeinde muß es Pfarrer Groß besonders hoch angerechnet werden, daß er sich in intensiver Beschäftigung um die Sicherung des Kulturgutes seiner Heimat bemühte. Er hat sich damit besondere Verdienste erworben, die eine Auszeichnung mit dem Bundesverdienstorden rechtfertigen.“ (SZ 30.4.1968)
Zur Einstellung eines großen Heimatforschers der zwar den Gang der Dinge nicht aufhalten kann, aber versuchte die Geschichte in das Bewustsein einer geschichtslosen Generation zurückzubringen.
(SZ Okt. 1969)
Mit dem Schutt wanderten auch viele Erinnerungen auf die „Kippe“ – und das nicht nur in Losheim. Für die nächste Generation ist wieder ein Stück greifbare Heimatgeschichte, oder anders gesagt eine über Generationen gepflegte Überlieferung, achtlos weggeworfen worden.
Die Lebensgeschichte
In der untersten Neipeler Mühle, der Thiesenmühle, wurde am 8.3.1893 Nikolaus Groß geboren.
Blick auf die Thiesenmühle und das Haus Falk, im Hintergrund das Dorf Neipel.
Seine Eltern waren: Eltern. Anna Groß geb. Thies (1869-1944) und Johann Matthias Groß (1864-1937).
Familie Groß mit 11 Kindern im Jahre 1914.
Familie Groß vor ihrem Wohnhaus nach dem Umzug nach Niedersaubach.
Die Ausbildung
Tante von N. Groß, Schwester Richildis mit einem Geistlichen und einem Kriegsgefangenen im Lazarett in St. Wendel. Diese Tante war sicherlich an der Entscheidung Pfarrer zu werden beteiligt.
Besuch der Mutter in der ersten
Pfarrstelle in Seesbach in der Eifel. (links) Nikolaus Groß als Sanitätssoldat.
(rechts)
Ein besonderer Freund in Neipel: “Sälermichel”
Pastor Groß beschreibt ihn:
Der Säler Michel, der Schaf- und Schweinehirt, der beste und liebste Freund
meiner frühesten Jugendjahre.
Jeden Tag wenn er die Herde heimgetrieben hatte, kam er in die Mühle, nahm mich
auf de Geren (= Schoß), erzählte mir von Häschen und Vögeln, und brachte mir
bunte Steine mit.
Als Pastor habe ich ihn kurz vor seinem Tod noch einmal besucht. Mit Tränen in
den Augen umarmte er mich:
“Oh Bou wie bin eich so froh,
o Nekla wie danken eich dir.”
Der Schweinehirte aus Neipel
Michael Kuhn (“Sälermichel”) Hirte in Neipel.
(1870-1947)
Elisabeth (“Sälerlies”) die Frau des Schweinehirten
Freunde in Dorf
“Bäb” – Barbara Brachmann, geb. Blug (“Bäb”)
mit Tochter Mathilde um 1914.
Barbara Brachmann, geb. Blug (1885-1979). Aufnahme um 1960.
Wie in jedem Jahre auch 1978 meine älteste Freundin, nun 92 Jahre alt.
Gottes Segen Dir und den lieben Deinen. Du 92, ich in einigen Wochen 85.
“Watt hann eich Deich dicken lewn Kerl dorem geschleft” wie eich 7 Johr alt wor – bleiben wir Bohnenthal Kinner us treu bis der Herrgott uns holt
Herzliche Grüße von Kathi besonders aber von mir
Dein Neckel